der bonnietastische hundepulli

Noch immer werden Hunde in Mänteln bzw. Pullis und ihre Halter belächelt und bemitleidet, und leider lässt so mancher Hundehalter auch wirklich unnötigerweise seinen zweifelhaften modischen „Geschmack“ an seinem vierbeinigen Liebling aus.

Nicht von der Hand zu weisen ist allerdings, dass gerade bei sinkenden Temperaturen ein funktionales Kleidungsstück einige Vorteile für den Hund mit sich bringen kann. 

 

So profitieren vor allem kleine und auch größere niederläufige Hunde (also die ohne lange Modelbeinchen) von einem Pulli oder Mäntelchen, da er sie davor bewahrt, bei eisigen Temperaturen auszukühlen – was relativ schnell mal passieren kann, wenn man dem kalten Boden nun mal so nahe ist. Genau so bietet etwas "Stoff" am Körper Hunden mit wenig bis gar keiner Unterwolle, sowie Welpen, älteren, kranken oder ängstlichen Vierbeinern einen gewissen Schutz und Gemütlichkeit an kalten Herbst- und Wintertagen. Und genau aus diesen Gründen sind mir flapsige Kommentare zu klein Bonnie in ihrem Pulli vollkommen wurscht.

 

Im Verlauf unserer gemeinsamen Jahre hat meine kleine Dackeline so einige Strickabenteuer über sich ergehen lassen müssen, bis ich die perfekte Form und stricktechnische Vorgehensweise für einen 1A Hundepulli gefunden hatte – aber keine Sorge: sie wurde für ihre Mühe mit ausreichend Leckerli königlich belohnt. Um Eurem behaarten Freund diese Strapazen zu ersparen, teile ich natürlich gerne meine Anleitung für den wohl am einfachsten und schnellsten gestrickten Hundepulli aller Zeiten mit Euch.

 

du brauchst:

·  Garn Deiner Wahl. Hierbei hast Du freie Hand, es gilt nur ein paar Punkte zu bedenken: verwende nach Möglichkeit Wolle, die mit einer Nadelstärke 4-6 verstrickt wird. Zu dickes Garn kann Deinen Vierbeiner später in der Bewegungsfreiheit einschränken, wodurch er sich den Pulli eventuell nicht gefallen lassen möchte. Und bei zu dünnem Garn strickst Du einfach ewig.

Außerdem kann es sinnvoll sein, ein Garn mit einem kleinen Kunstfaseranteil zu benutzen (bis zu ca. 20%). Das liegt mir zwar normalerweise gar nicht, aber in diesem Fall gewährt es eine bessere Strapazierfähigkeit und Langlebigkeit des Strickstücks, mit dem die Vierbeiner nicht so sorgsam umgehen wie wir Menschen.

Bei kleinen „Erdferkeln“ und Dreckspatzen wie meiner Wühlmausloch-verrückten Bonnie kann sich außerdem eine superwash-behandelte Wolle bezahlt machen, damit sich der Pulli nach Grabe- & Einsauaktionen zwischendurch schnell mal mit in die Maschine schmeißen lässt.

Die benötigte Menge richtet sich logischerweise nach der Größe Deines Hundes. Zur Orientierung: für meine Bonnie (Dackelmix, drahtig-muskulös, ca. 6,5kg) brauche ich ungefähr 200-240 Laufmeter für einen einfachen Pulli.

 

·  Ein Nadelspiel bzw. Rundstricknadeln in der zur Wolle passenden Stärke, und ein Nadelspiel bzw. Rundstricknadeln eine Größe kleiner (also z. B. Größe 6mm und Größe 5mm oder wie in meinem Beispiel Größe 5mm und Größe 4mm).

 

·  Außerdem Maßband, Schere und Stopfnadel.

 

Vermiss zuallererst den Brustumfang Deines Hundes an der breitesten Stelle (= knapp hinter den Vorderläufen). Das ist das einzige genaue Maß, das Du für diesen Pulli brauchst – der Rest läuft über Augenmaß.

 

Mache dann eine Maschenprobe mit den größeren Stricknadeln, mit ca. 20M und in glatt rechts.

 

Nun wirds etwas mathematisch: mittels Zweisatz (die kleine Schwester des Dreisatzes) errechnest Du aus der Maschenprobe und dem Brustumfang die benötigte Maschenanzahl.

Als kleine Hilfestellung nehmen wir mal meine Bonnie als Beispiel: ihr Brustumfang = 44cm. Für eine Breite von 10cm bauche ich bei der Maschenprobe mit Nadeln der Stärke 5mm 19M. Ich rechne dann Brustumfang MAL Maschenanzahl DURCH 10 (oder in Zahlen: 44x19 = 836 /10) = knapp 83M.

Da für den Pulli eine gerade Maschenanzahl notwendig ist, und er sich mit der Zeit etwas ausweiten wird, schlage ich 82M an.

 

Der gesamte Pulli wird übrigens im 1:1 Bündchenmuster gestrickt (1M re, 1M li im Wechsel) – das macht ihn schön elastisch, erhöht den Tragekomfort für den Wuff, und Du ersparst Dir jeglich Ab- und Zunahmen, was diesen Hundepulli auch noch anfängertauglich für Strickneulinge macht!

 

Sonst ist der Pulli ganz einfach aufgebaut wie ein langer, elastischer Schlauch mit zwei Öffnungen für die Pfoten, und lässt sich in 3 Teile gliedern:

1) der Halsabschnitt (wird in Runden gestrickt);

2) der Abschnitt mit den Pfotenöffnungen (hierbei werden Ober- und Unterseite seperat in Reihen gestrickt), und 

3) der Bauchabschnitt (wird wieder in Runden und zum Ende hin mit den dünneren Nadeln gestrickt).

 

So, jetzt aber mal ab an die eigentliche Arbeit:

 

 

Teil 1 - der halsabschnitt:

Schlage die benötigte Maschenanzahl mit der größeren Nadelstärke an, und stricke im Bündchenmuster. Mache das so lange, bis beim Anhalten an den Hund der ganze Hals von der Kinnunterseite bis zum Ansatz der Vorderbeine bedeckt ist (bei meiner Bonnie sind das mit Nadelstärke 5 ca. 30 Runden). Mit dieser Länge lässt sich der Kragen später einmal umstülpen. Möchtest Du das nicht, kannst Du den Halsabschnitt auch etwas kürzer stricken.

 

 

teil 2 - Öffnungen für die vorderpfoten

Hierfür wird die Arbeit nach dem Halsabschnitt in 2 Teile (Ober- und Unterseite) geteilt, die Du über einige wenige Reihen separat strickst.

 

Stricke das erste Drittel der Maschen im gewohnten 1:1 Bündchen (bei meinen 82M sind das z. B. 27M) - dieses eine Drittel der Maschen bildet später die Unterseite, die den Brustkorb bedeckt. Wende dann die Arbeit, und stricke die Maschen wieder retour, bis Du erneut beim Rundenbeginn ankommst.  Ignoriere die restlichen Maschen auf den Nadeln vorerst (sie sind sozusagen „stillgelegt“). Stricke dieses erste Maschendrittel so lange in Reihen hin und her, bis die Pfote Deines Hundes durch eine Öffnung dieser Größe durchpassen würde, plus noch ein paar Reihen zusätzlich als Bewegungsspielraum beim späteren Laufen (bei meiner Bonnie sind das z. B. ca. 30 Reihen über die ersten 27M mit Nadelstärke 5). Schneide dann das Garn bei 10cm ab, und lasse es neben der Arbeit herabhängen.

 

Wende Dich jetzt den im letzten Schritt „vernachlässigten“ 2/3 Deiner Maschen zu. Verfahre mit ihnen gleich, wie mit dem ersten Maschendrittel – stricke also in Reihen hin und her (dafür musst Du zu Beginn der ersten Reihe den Faden bei der ersten Masche der zukünftigen Oberseite „anstückeln“).

Allerdings strickst Du diesmal ein paar Reihen weniger, denn aus diesen Maschen wird der Rückenteil. Da der Hund üblicherweise an der Oberseite „flacher“ ist als am Brustkorb, können unschöne Falten auf dem Rücken entstehen, wenn Du gleich viele Reihen strickst wie für die Unterseite (bei meiner Bonnie sinds z. B. 30 Reihen auf der Unterseite (mit dem ersten 1/3 der Maschen), und ca. 20 Reihen auf der Rückenseite (mit den restlichen 2/3 der Maschen) mit Nadelstärke 5).

 

 

teil 3 - der bauch:

Ab hier werden wieder alle Maschen gemeinsam und in Runden abgestrickt – ganz wie für den Halsteil.

 

Stricke so lange in Runden, bis der Brustkorb Deines Hundes bedeckt ist (hier kann das Maßband eventuell noch mal hilfreich sein, um die Länge des Gestrickten und des Brustkorbs zu vergleichen; bei Bonnie sind das nach den Pfotenöffnungen weitere 20 Runden mit Nadelstärke 5 im Bündchenmuster).

 

Wechsle dann auf die kleinere Nadelstärke – dadurch wird das Strickgewebe etwas enger, und der Pulli bleibt, wo er bleiben soll, und rutscht bei Bewegung nicht Richtung Kopf.

Stricke mit den kleineren Nadeln weiter in Runden und zwar so lange, bis auch der empfindliche Bauch Deines Lieblings bedeckt ist, also ca. bis zum Ansatz der Hinterläufe (bei Bonnie sind das 30 Runden mit Nadelstärke 4).

Hier ist klar im Vorteil, wer einen eher „kompakt“ gebauten Vierpfötler zu Hause hat – beim Dackel strickt sichs aus anatomischen Gründen etwas länger ;)

Achte bei diesem Schritt aber auf jeden Fall darauf, dass der Pulli nicht zu lange wird - sonst besteht die Gefahr, dass er später dem „kleinen Geschäft“ in die Quere kommt.

 

Wenn Du beim Abketten der Maschen angelangt bist, verwende eine flexible Methode (z. B. das elastische Abketten), damit die Naht nicht in den Bauch einschneidet.

 

Zuletzt werden noch die Fäden vernäht, und schon ist der Hundepulli ausführbereit!

 

Das ist die Basisform des Hundepullis, die sich beliebig verändern lässt – z. B. mit einem schönen Zopfmuster auf dem Rücken, oder indem ein Teil der Rückenmaschen glatt rechts gestrickt und später bestickt wird, Du noch kleine „Ärmchen“ an die Öffnung für die Vorderpfoten anstrickst, oder wonach immer Dir der Sinn steht, und wodurch Dein Vierbeiner nicht in seinem Komfort eingeschränkt wird.

 

Alles Liebe und bis zum nächste Mal!

 

Vicky

TooWoolToBeCool

 

PS: natürlich bin ich wieder ganz neugierig auf eure eigenen Ideen und Kreationen, und würde mich wie immer freuen, wenn Ihr Eure Makramee-Erfolge mit mir auf Instagram (@toowooltobecool) oder Facebook (TooWoolToBeCool) teilt.

 

PPS noch ein kleiner Tipp von uns: um deinem Liebling den neuen Pulli schmackhaft zu machen (vor allem wenn er noch nicht damit vertraut ist, etwas doch relativ sperriges über den Kopf gezogen zu bekommen) kann ich Dir nur raten, am Anfang das probate Mittel der Bestechung zu wählen – schiebe den Pulli einfach zu einer Art „Wollring“ zusammen, biete von der anderen Seite ein Leckerchen an, und schon wird Dein Vierbeiner bald freiwillig den Kopf durchstecken. Klein Bonnie ist zwar noch immer kein großer Freund des eigentlichen "Anzieh-Akts", aber spätestens wenn sie durch die Tür geht, ist der Pulli ganz vergessen :)

 


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